Schülermobilität in Augsburg 2022

Am 30. April war es endlich so weit. Nach mehr als eineinhalbjähriger coronabedingter Wartezeit kamen endlich die Schülerinnen und Schüler der Partnerschulen aus Belgien, Spanien, der Slowakei und Italien im Rahmen des Erasmus+ Projekts zur Auftaktprojektwoche nach Augsburg. Nach dem Empfang durch die deutschen Gastschülerinnen und -schülern und deren Familien trafen sich alle Projektteilnehmenden zum Welcome-Dinner. Das Warten auf das Essen bot dann auch die erste Möglichkeit ins Gespräch zu kommen und so neue und einzigartige Freundschaften zu schließen.

Der „Familientag“ stand am Sonntag auf dem Programm und bot den Familien die Gelegenheit etwas mehr Zeit mit ihren Gästen zu verbringen und sie so besser kennenzulernen. Glücklicherweise fand zu dieser Zeit ein traditionelles deutsches Volksfest, der „Plärrer“, in Augsburg statt, so dass es für die Familien und Gäste eine gute Gelegenheit war, dieses Fest zu besuchen. Andere Familien brachten ihre Gäste zu atemberaubenden Orten im Augsburger Umland, wo sie herrliche Landschaften, kleine pittoreske Städte und eine einzigartige Natur erleben konnten.


Der Montag startete am JFG mit der offiziellen Begrüßung durch die Schulleiterin und einer Schulführung. Danach nahmen die Gäste an einigen Unterrichtsstunden teil, um den Alltag der deutschen Schülerinnen und Schüler etwas miterleben zu können. Nach dem Mittagessen in der Schulkantine trafen sich alle im Garten der Schule zum obligatorischen Gruppenfoto. Kurze Zeit später wurde die Schnitzeljagd am Augustus-Brunnen eröffnet. Die Schülerinnen und Schüler konnten Augsburg auf eine ganz neue Art und Weise entdecken, indem sie lustige und interessante Quizfragen rund um berühmte Personen und Sehenswürdigkeiten in Augsburg ausfüllten. Die Schnitzeljagd fand größtenteils in der Augsburger Altstadt statt. Dies war eine gute Möglichkeit, den Austauschschülerinnen und -schülern die Geschichte der Stadt vor Ort zu zeigen. Nach der Rallye und der Bearbeitung der Quizfragen trafen sich alle an der Ulrichskirche und beschlossen, in die Citygalerie, also Augsburgs größtes Einkaufszentrum zu entdecken. Zurück im Schulgarten des JFGs wurden schon die Vorbereitungen für das Abendessen getroffen. Während sich die Schülerinnen und Schüler bei verschiedenen Sportarten und Spielen vergnügen konnten, z. B. beim Fußball, Badminton und vielen anderen lustigen Aktivitäten, wurde das traditionelle bayerische Abendessen von der Hausmeisterfamilie zubereitet. Nach dem Essen halfen alle mit, den Schulgarten wieder aufzuräumen und so ging der sehr erfolgreiche erster Programmtag dieser Projektwoche zu Ende.

reception at the JFG

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„Die Zeit vergeht wie im Fluge, wenn man sich amüsiert“, sagte Albert Einstein einmal, und das trifft sicherlich auf die Erasmus-Projektwoche zu. Die ersten Tage waren schon vorbei, als es am Dienstag endlich an der Zeit war eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten, die von Jakob Fugger gegründet wurde, zu erkunden: Die Fuggerei – die älteste Sozialsiedlung der Welt. Die Erasmusgruppe wurde in zwei Gruppen aufgeteilt und nach einer kurzen Einführung begaben sich beide Gruppen auf eine Reise durch die Geschichte der Fuggerei und erfuhren alles von der ersten Idee zum Bau der Fuggerei über ihre Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bis hin zum Wiederaufbau nach dem Krieg. Nicht nur die Geschichte dieses besonderen Ortes ist sehr interessant, sondern auch ihr heutiger baulicher Zustand. Interessant für alle Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte war die Tatsache, dass der Pachtzins seit der Gründung der Fuggerei gleichgeblieben ist: Er beträgt seit jeher einen Rheinischen Gulden (heute 88 Cent) – plus drei Gebete pro Tag für die Familie Fugger.

Nun war es an der Zeit das erworbene Wissen anzuwenden. Die Schülerinnen und Schüler hatten nun die Möglichkeit, die Fuggerei selbst zu erkunden und einige Fragen zu den Bewohnern, dem Leben in der Sozialwohnungsanlage und darüber hinaus, wie dieser ganz besondere Ort überhaupt funktioniert und verwaltet wird, zu beantworten. In neuen kleineren multinationalen Gruppen eingeteilt konnte die Erarbeitung beginnen. Beim Versuch, alle Fragen zu beantworten, besuchten die Schülerinnen und Schüler das „Museum der Bewohner“ und das „Museum des Alltags“. Sie mussten herausfinden, was das Besondere am Konzept der Fuggerei ist und konnten sich die Erfahrungen ehemaliger und heutiger Bewohner anhören. Am Ende hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, aufzuschreiben, was ihnen an dem Ort gefällt und was sie ändern würden. Eine der größten Sorgen war natürlich, dass man für das späte Nachhause kommen bezahlen muss, da die Tore der Fuggerei nach 22 Uhr geschlossen werden!

vistit of the Fuggerei

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Nach der Mittagspause stand der Besuch des Fugger-Welser-Erlebnismuseum auf dem Programm. Hier konnten die Schülerinnen und Schüler viele über den Einfluss der Familien Fugger und Welser bis in die Gegenwart erfahren. In den Workshops im Museum wurde den Schülerinnen und Schülern bewusst, dass die frühere europäische Sichtweise auf andere Länder und die ganze Welt in gewisser Hinsicht auch in der heutigen Zeit noch präsent ist. Dies wurde anhand einer „echten Weltkarte“ verdeutlicht, die im Gegensatz zur kolonialen Sichtweise zeigt, dass Europa nicht das Zentrum der Welt ist, wie es auf den „üblichen“ Karten dargestellt wird. Darüber hinaus standen weitere zentrale Probleme wie die Diskriminierung bestimmter Gruppen auf der Tagesordnung, denn das Mittelalter war auch eine Zeit der Sklaverei. Es gab einen großen Sklavenmarkt, an dem auch die Familie Fugger beteiligt war.

Um zu verdeutlichen, wie viele Menschen auch heute noch mit Diskriminierung oder diskriminierenden Situationen konfrontiert sind, mussten alle Teilnehmenden eine kleine Übung mit dem Titel „Wenn das auf dich zutrifft, beweg dich“ machen. Auf diese Weise fand die Gruppe heraus, wer schon einmal Diskriminierung erlebt hat. Nach der Diskussion des Themas aus postkolonialer und historischer Sicht entdeckten die Workshop-Teilnehmenden neue Wege des „Perspektivenwechsels“ in Bezug auf Diskriminierung und Akzeptanz. Damit eröffnete sich auch eine neue Dimension, wie Jakob Fugger seine Spuren hinterlassen hat. Die letzte Aufgabe des Tages bestand daraus ein Wort zu finden oder einen kurzen Satz, der all das Wissen und die Perspektiven, die gewonnen wurden, zusammenfassen. Viele wunderbare Ideen wurden präsentiert, und der Tag endete mit einem guten Gefühl und großen Hoffnungen für die Zukunft.

Heute war der fünfte Tag des Programms. In der Schule stellten alle Ländergruppen ihre Ergebnisse des Fragebogens über Jakob Fugger vor, der vor der Mobilität in den jeweiligen Ländern durchgeführt worden war. Es ging um Fragen wie „Sollte es eine Fuggerei 2.0 geben?“, „Wer würde sie finanzieren?“, „Wer sollte dort leben?“ und „Wie sollte sie aussehen?“. Im Rahmen der Präsentation wurde Kahoot gespielt und ein Video zur Live-Umfrage aus der Slowakei vorgeführt, in dem die Schülerinnen und Schüler Passanten befragten, was sie über Jakob Fugger wissen und mit seinem Namen assoziieren. Die Ergebnisse der Fragebögen in den Ländern fielen sehr unterschiedlich aus.

Danach stand der offizielle Empfang der Stadt Augsburg mit der stellvertretenden Bürgermeisterin, Martina Wild, auf dem Programm. Sie nahm die Projektgruppe mit auf eine kurze Reise in die Geschichte Augsburgs und hob besonders hervor, wie wichtig europäische Projekte wie das unsere in diesen Zeiten sind. Der folgerichtige nächste Schritt war der der ein Stockwerk höhere „Goldene Saal“ im Rathaus. Es entstanden wunderbare Fotos von diesem erstaunlichen Raum, von dem aus man auch eine sehr schöne Aussicht über Augsburg genießen kann.

results of the survey (Augsburg)

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Nach kurzer Mittagspause stand das Interview mit einer Nachfahrin von Jakob Fugger, Maria Theresia Gräfin Fugger von Glött, in der Fuggerei auf dem Programm. Die Fragen, wie beispielsweise „Wie ist es, ein Mitglied der Familie Fugger zu sein?“, „Was machen Sie beruflich?“, „Ist jeder in Ihrer Familie reich?“ oder „Wo ist das ganze Geld der Familie Fugger jetzt?“ wurden von den Schülerinnen und Schülern im Vorfeld erarbeitet und online hochgeladen. Im Anschluss war noch reichlich Zeit für spontane Fragen.

Danach war wieder Freizeit und Erholung angesagt, die einige mit Shopping oder einfach nur mit herumbummeln verbrachten. Der Platz vor dem Rathaus war für alle so beeindruckend, dass viele Fotos gemacht wurden, die dann auch gleich auch in den sozialen Medien gepostet wurden, sodass auch die zu Hause gebliebenen Schülerinnen und Schüler immer wieder ein kleines Update erhalten haben.

Am Ende des Tages gab es dann einen weiteren Höhepunkt, den Besuch eines Bowling-Centers. Die Farben und die Musik dort waren fantastisch und es herrschte eine wirklich schöne Atmosphäre. Alle Schülerinnen und Schüler hatten eine Menge Spaß beim mehr oder weniger erfolgreichen Bowlen in multinationalen Gruppen.

Da die Projektmitglieder bisher viele wichtige Orte in Augsburg gesehen und viel über Jakob Fugger in Europa erfahren hatten, stand am Donnerstag der Besuch der Landeshauptstadt München an. Nach kurzer Zugreise warteten auf dem Marienplatz schon die beiden Stadtführerinnen. Es gab viel zu erfahren über die Könige, die Kaufleuten und auch die wichtigsten Kirchen der Stadt. Der Rundgang endete am Viktualienmarkt, passgenau zur Mittagszeit.

Zurück in Augsburg stand noch eine besondere Veranstaltung in der Aula des Jakob-Fugger-Gymnasiums auf dem Programm: Das Fugger Forum zu Jakob Fugger. Astrid Gabler, Leiterin Kommunikation und Programme Fürstliche und Gräflich Fuggersche Stiftung, die über „Die Fuggerschen Stiftungen und die Zukunft einer einzigartigen Idee“ referierte und Katharina Dehner M.A., stellvertretende Direktorin des Fugger- und Welser-Museums, die über „Die europäische Fuggerstraße – ein Unternehmen, viele Sichtweisen“ berichtete waren die Keynote-Speakerinnen des Abends bevor dann die Schülerinnen und Schüler der teilnehmenden Länder ihren Bezug zu Jakob Fugger und seine Spuren in den verschiedenen Ländern darstellten. Insgesamt haben sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die ebenfalls eingeladenen Lehrkräfte des JFGs, die Eltern, sowie die interessierte Öffentlichkeit den Abend genossen und viel Neues über Jakob Fugger und seine Spuren in Spanien, Italien, Belgien und der Slowakei erfahren. Da das Forum erstmalig per Livestream mit über 250 Teilnehmenden im Internet übertragen wurde, konnten alle Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte in den unterschiedlichen Projektländern die Veranstaltung in Echtzeit verfolgen.

presentation of the team from Sterzing

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Am Morgen des 6. Mai besuchten wir die Fuggerschen Wälder bei Laugna, wo wir eine Führung vom Forstbetriebsleiter der Fürstlich und Gräflich Fuggersche Stiftungen bekamen. Neben ökologischen Fragen, wie man den Wald widerstandsfähig gegen den Klimawandel macht und wie man bei neuen Pflanzungen jetzt ca. 100 Jahre in die _Zukunft schauen muss, stand vor allem auch der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund. Der Ertrag dieses Waldes muss unter anderem die Fuggerei finanzieren. Ebenfalls wurden der Teilnehmenden zu Fällen und Wiederaufforsten, zum Maschineneinsatz und zum Wald als CO2-Speicher beantwortet. Danach ging es zurück an die Schule und dort wartete ein spätes Weißwurstfrühstück, bevor es dann an die Evaluation der Projektwoche ging.

Um 19 Uhr startete dann im historischen Keller der Philisteria Mercatura – der Burschenschaft des Jakob-Fugger-Gymnasiums – im Stadtzentrum die Abschiedsfeier, zu der alle Familien Speisen mitbrachten und so ein beachtliches Buffet entstand. Der Abend klang mit lauter spanischer Musik und Tanz im Keller aus, bevor es dann gegen 22 Uhr zurück zum Rathausplatz ging. Als eine der ersten Gruppen nach den geladenen Ehrengästen, durfte die Erasmus+-Projektgruppe den Fuggerei NEXT500-Pavillon besuchen. Der Holzpavillon, der zur 500 Jahrfeier der Fuggerei aufgebaut wurde, bietet neben Informationen zur Fuggerei auch interaktive Stationen bei denen mit Bauklötzen oder auf mit einer Computeranimation ein eigene kleine Fuggerei der Zukunft aufgebaut werden konnte. Im Café- und Barbereich trafen die Schülerinnen und Schüler viele wichtige Politiker aus Bayern sowie erneut bereits bekannte Mitglieder der Familie Fugger. Eine Band hat Musik gespielt. Es war eine schöne Veranstaltung. Diese letzte gemeinsame Aktion war gleichzeitig auch der Höhepunkt der Projektwoche und so ging es dann nach dem Pavillon-Besuch an die teilweise tränenreiche Verabschiedung. Auf ein Wiedersehen in Sterzing, Almadén, Antwerpen oder Banská Bystrica…

Forestry office in Laugna

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